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6. Punkt: Auf Kohle gebaut: Die Heilig-Geist-Kirche - St. Barbara in Röhlinghausen

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Foto: Chronik S. 14

Notkirche St. Barbara von 1898 bis 1912

Foto: Gemeindearchiv

Neugotische Kirche St. Barbara von 1912 bis 1965

Foto: E. Wührl (12/2006)

Heilig-Geist-Kirche (1969 konsekriert) der Pfarrgemeinde St. Barbara mit Gedenkstein der Vorläuferkirchen

 

1. Anfahrt:

Karte der Stadt Herne 1: 15.000 (Stand 11/2004)

ÖPNV:
Vom Wanne-Eickeler Hbf mit der Linie 368 in Richtung Bochum Ruhrpark. Ausstieg Röhlinghausen Kirche.
PKW: Abfahrt bei der Anschlussstelle Herne-Wanne rechts abbiegen in die Hammerschmidt-straße, Fortsetzung Wakefieldstraße, rechts in die Edmund-Weber-Straße bis zur Einmündung der Hof- und Westfalenstraße links.


2. Gründung der Gemeinde St. Barbara
Die Gemeinde St. Barbara Röhlinghausen entstand am 1. August 1886. Der Grund für eine neue Gemeinde war der starke Bevölkerungsanstieg während der Phase der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Punkt 16 WANNE). Der boomende Bergbau und der Bau der Köln-Mindener Eisenbahn schufen zahlreiche neue Arbeitsplätze, die Migranten aus Polen, den deutschen Ostgebieten und Österreich anlockten. Aus dem ländlichen Röhlinghausen entwickelte sich sprunghaft eine Bergbaugemeinde. Als erstes wurde am 20. Mai 1894 ein Kirchbauverein gegründet und am 18. August ein Gesuch über den Kirchenvorstand St. Marien Eickel an das Erzbischöfliche Generalvikariat Paderborn gerichtet. Darin wurde beantragt, Eickel einen vierten Geistlichen mit Sitz in Röhlinghausen zuzuweisen. Der Name St. Barbara wurde ausgewählt, weil sie die Schutzpatronin der Bergleute ist und viele Bergleute im Umkreis lebten bzw. immer noch leben.


3. Warum hatte die jetzige Kirche zwei Vorgängerbauten?

Der erste Kirchenbau war in eine Notkirche und wurde als "Betsaal" bezeichnet. Sie hatte zwei Jahre der evangelischen Gemeinde Eickel als Gotteshaus gedient. Sie gehörte der Zeche Hannibal und wurde für 2.500 Goldmark erworben. Weitere 13.500 Goldmark waren nötig für den Transport der Kirche von Eickel nach Röhlinghausen, den Umbau und die Neuaufstellung auf dem heutigen Kirchengelände, nahe der Kreuzung Westfalenstraße/Hofstraße.

"Es war ein schlichter, einfacher Bau mit ziemlich flachem Satteldach. Die Kirche hatte einen kleinen Dachreiter, in dem ein Glöckchen die Gläubigen zum Gottesdienst rief. Am 18. Dezember 1898 wurde die erste Kirche durch den Dechanten Dreps eingeweiht." (Chronik S. 9)

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Foto: E. Wührl, 11/2006

Foto: Chronik S. 9

oben: Notkirchen wie diese waren zerlegbar und damit transportabel. Vor ihrer sakralen Nutzung dienten sie meist als Baracken oder Werkstattgebäude.

rechts: Der Gedenkstein mit Bronzetafel, 1988 auf dem Kirchenvorplatz errichtet, erinnert an die beiden Vorläuferkirchen der jetzigen Heilig-Geist-Kirche


Der Grund für den Kirchenneubau war die steigende Mitgliederzahl der Gemeinde, die sich in 10 Jahren zwischen 1895 und 1905 fast verdreifacht hatte. Im Jahr 1895 wurden 2.060 Gemeindemitglieder gezählt, 1905 war diese neue Gemeinde auf 5.768 angewachsen. Am 3. April 1905 wurde der Baumeister Wielers mit der Anfertigung der Pläne für den Neubau der Pfarrkirche beauftragt. Zunächst sollte die Kirche jedoch ohne den ebenfalls vorgesehenen Kirchturm errichtet werden. Der Baubeginn der Pfarrkirche verzögerte sich allerdings um mehrere Jahre. Während die Notkirche bis auf weiteres in Nutzung blieb, begannen die Bauarbeiten an der Pfarrkirche im Mai 1909. Im westlichen Bereich zur Rheinischen Straße hin wurde zunächst der Chorraum mit dem Querschiff errichtet. Nach Fertigstellung bot dieser Teil des Baus der Gemeinde Raum für die Gottesdienste. Kurz darauf wurde die Notkirche abgerissen. Die neugotische Kirche selbst, mit dem Grundriss eines Kreuzes, erstreckte sich parallel zur Hofstraße. Sie wurde vom Bischof Dr. Karl Schulte am Sonntag, dem 21. Juli 1912 feierlich eingeweiht.

Aus der Chronik (S. 18) entnehmen wir, dass "die Pfarrkirche zur heiligen Barbara eine dreischiffige, frühgotische Kreuzkirche war. Das Gebäude ruhte auf einem Fundament aus Beton. Die einzelnen Betonbalken waren quer und diagonal miteinander verbunden, damit sie gegen schädigende Wirkungen der nahe liegenden Zeche Königsgrube möglichst gesichert waren" (Punkt 5 WANNE). Die Wände der Kirche waren ebenfalls weitgehend mit Verankerungen versehen. An der Nordwestfront stand rechts vom Portal der 65 Meter hohe Kirchturm. Darunter befand sich die Taufkapelle. An der linken Seite des Langhauses lag ein stilles Kapellchen. Das Mauerwerk war außen mit Holländer Handstrichziegeln verblendet. Die Fundamentmauern hatten eine Verblendung von Westerwälder Basalt erhalten. Die äußeren Architekturteile waren in Tuffstein und Ibbenbürener Sandstein, die inneren in Rotem Sandstein gehalten. Das Gotteshaus hatte eine innere Länge von 48 Metern, die Breite des Längsschiffes betrug 18 Meter, die des Querschiffes 25,7 Meter.

Ende 1912 machte sich der untertägige Bergbau durch Bergschäden bemerkbar. Als Folge davon ereignete sich ein Wasserrohrbruch auf der Hofstraße, der das Fundament lockerte, wodurch sich feine Risse in den Wänden bildeten. Die Zeche Königsgrube wurde nach einem langen Prozess für die Schäden verantwortlich gemacht und aufgefordert, die Reparaturen zu begleichen.

Die im Zweiten Weltkrieg entstandene schwere Beschädigung der Kirche hatte man nach Kriegsende beseitigt. Aber im Jahre 1962/63 gefährdete der Bergbau in einer neuen Schadenswelle die Standsicherheit wieder. Die Baupolizei schloss das Bauwerk am 26. Februar 1963. Dieses für das Ruhrgebiet nicht untypische "Schicksal" teilten auch die Kirchen St. Joseph in Horsthausen (Punkt 15 HERNE) und St. Barbara an der Bahnhofstraße (Punkt 5 HERNE). Nach wiederholten intensiven und harten Verhandlungen mit dem Bergbau wurde das Gotteshaus am Freitag, dem 22. Oktober 1965, gesprengt. Der Bergbau kam für die Kosten aller Reparaturen und des Abrisses der Kirche auf.

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Foto: Gemeindearchiv
Fotos oben: Knorre S. 53
Der Hochalter der neugotischen Barbarakirche befindet sich in der St. Barbarakapelle der heutigen Heilig-Geist-Kirche
Bergschäden führten zur Schließung der Kirche 1963 und schließlich zu ihrer Sprengung am 22.10.1965


Die heutige Kirche (Fertigstellung 1969)
Nach einem Architektenwettbewerb im November 1965 beauftragte die Pfarrgemeinde das Architektenehepaar Stephan Legge und Ursula Legge-Suwelack mit dem Bau der dritten und vorläufig letzten Kirche. Allerdings liegt der Bauplatz im Bergsenkungsgebiet auf einer geotektonischen Störung: Der Königsgruber Graben, eine abgesenkte Erdscholle, wird im Osten durch den Königsgruber Sprung und im Westen durch den Primus Sprung begrenzt. In Zusammenarbeit mit der Zeche Pluto der Rheinelbe AG entstanden bauliche Sicherungsmaßnahmen, um den geplanten Kirchenbau gegen Bergsenkungen zu schützen. "Zur Sicherung gegen Bergschäden sind die beiden Kuppelseiten gegeneinander gelenkig gelagert und jeweils an drei Punkten abgestützt. Zwei Auflager können an den Tiefpunkten zusammengefasst werden. Die der bergbaulichen Bruchzone naheliegende Säule und die Seitenwände können hydraulisch angehoben bzw. gesenkt werden" (Kirchenführer S. 5). Am Sonntag , dem 1. Oktober 1967 erfolgte der erste Spatenstich für den Bau der Kirche.
Im Mai 1969 wurde der neue Heiligenkalender der katholischen Kirche veröffentlicht. In ihm wurde die heilige Barbara nicht mehr als Heilige, sondern nur noch als eine der 14 Nothelfer aufgeführt. Eine Umbenennung stand an. Eine Abstimmung der Gemeindemitglieder am 14. September 1969 brachte folgendes Ergebnis: 350 Stimmen für den Namen St. Barbara, aber 438 für das Doppelpatronat "Heiliger Geist und St. Barbara" (Chronik S. 78).

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Foto: E. Wührl, 12/2006
Grundriss Heilig-Geist-Kirche
Ansicht der zeltförmig gestalteten Heilig-Geist-Kirche mit dem 45 m hohen freistehenden Glockenturm von Osten. Der Glockenturm mit seinen 4 Glocken wird von einem 1,40 m großen Turmhahn bekrönt. Die Glocken sind bezeichnet: "Komm, Heiliger Geist", "Heilige Barbara, bitte für uns", "Herr, gib ihnen die ewige Ruhe", "Sei gegrüßt, o Königin, Mutter der Barmherzigkeit".
 
Grundriss in Form eines Rhombus. (1) Altar, (2) Ambo, (3) Kreuz, (4) Tabernakel, (5) Taufkapelle, (6) Statue der heiligen Barbara, (7) Muttergottes-Statue, (8) fünf Sitzbankblöcke, (9) Orgel, (10) Eingang, (11) Eingang zur Barbarakapelle, (12) Glockenturm, (13) neugotischer Altar der zweiten Kirche, (14) Messdiener- mit anschließender Priestersakristei, (15) Pfarrbüro , (16) Pfarrhaus

 

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Foto: E. Wührl, 12/2006
Foto: E. Wührl, 12/2006
Blick von der Orgel auf den Altarraum. Effektvoll beleuchtet sind auch die Statue der heiligen Barbara (links) und die Muttergottes-Statue (rechts an der Wand). Der Wanddurchbruch eröffnet den Blick auf die Barbarakapelle.
Blick vom Altar zur Orgel. Von den 530 leicht ansteigenden Sitzplätzen haben die Gläubigen einen freien Blick auf den Altar.

 

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Fotos: E. Wührl, 11/2006

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Die farblich gefasste Holzplastik der heiligen Barbara entstand im Gebiet der Pyrenäen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Das Taufbecken
Die ca. 300 Jahre alte barocke Madonnenplastik, vermutlich aus dem alpinen schweizer / norditalienischen Raum

 

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Foto: E. Wührl, 11/2006

Altarraum mit Altarkreuz und Altarwand (Aluminiumguss) des israelischen Künstlers Nechemia Azaz (London). Hinter dem puzzleartigen Vorhang befindet sich die Taufkapelle.

Das waagerecht umlaufende Fensterband trennt optisch das Dach von den Wandflächen, so dass der Eindruck entsteht, das Dach schwebe über dem Kirchenraum. Die im Jahr 1975 von Professor Georg Meistermann gestalteten Buntglasfenster thematisieren in ihrer umlaufenden Wellenbewegung und ihren Symbolen das Kirchenjahr und Ereignisse der Heilsgeschichte.

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Das Karfreitagskreuz mit den rot stilisierten Wundmalen. Blaue und grüne Farbbänder am Himmel symbolisieren Glaube und Hoffnung.

Foto: E. Wührl, 11/2006

 

Foto: E. Wührl, 11/2006

Das Fronleichnamsfenster: Kelch, Ähre und Traube. In der heiligen Wandlung werden sie zum Leib und Blut unseres Herrn. Im Anschluss daran das Herz-Jesu-Fenster, das an das Herz-Jesu-Fest erinnert.

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Foto: E. Wührl, 11/2006

Über dem Altar symbolisiert die intensiv strahlende Sonne die bedeutendsten Feste des Kirchenjahres: Ostern und Pfingsten (linkes Fensterbild).
Das rechte Fenster stellt im orangefarbenen Teil die Dreifaltigkeit dar: das Auge versinnbildlicht Gottvater, die Taube den Heiligen Geist und das Kreuz Jesus Christus als Erlöser.

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Fotos: E. Wührl, 11/2006

Im Jahr 1990 wird die neugestaltete St. Barbara-Kapelle der Gemeinde übergeben. Der restaurierte Hochaltar in überarbeiteter Form mit seinen beiden zusammenklappbaren Flügeln stammt aus der alten St. Barbara-Kirche (s.o.). Die Bildtafeln des Hochaltars entstanden in der bekannten Wiedenbrücker Holzschnitzwerkstatt Becker-Brockhinke 1911/12 und repräsentieren die Spätperiode der Neugotik.
V. l. n. r.: Hochzeit zu Kanaa, Geburt Christi, Anbetung durch die heiligen Drei Könige und Verklärung Christi.

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Fotos: E. Wührl, 11, 2006

Oben: Mittelteil des Altars
Im Aufsatz über der Kreuzigung mit Maria und Johannes die Anbetung Christi als Lamm Gottes durch Engel und drei Könige, die ihre Kronen niederlegen.

 

Rechts: Tabernakeltüren. Der Erzengel Gabriel bringt Maria die frohe Botschaft.

 

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Unten: Ein Mosaikpfeil führt von der Kohle des neuen Unterbaus zum Tabernakel. Ein Reliqienbehälter mit einer St. Barbara-Reliquie schließt den Pfeil oberhalb der Steinkohle ab. In den neu erstellten Unterbau des alten Hochaltars wurde ein großes Steinkohlenstück eingebaut, gefördert von der zehnten Sohle in 1100 Metern Tiefe der Zeche "Unser Fritz" [Punkt 11 WANNE]. So wird die Erinnerung an den Ursprung und die Prägung dieser Pfarrei durch den Bergbau wachgehalten. (Kirchenführer S. 26)

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Literatur:

Chronik St. Barbara Röhlinghausen, Herne 2002

Herne - Architektur im Ruhrgebiet, hg. v. der Stadt Herne u. dem Bund deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure. Herne 1987

Kirchenführer Pfarrkirche Heilig Geist - St. Barbara Röhlinghausen, Herne o.J.

Knorre, Alexander von: Die Heilig-Geist-Kirche der Barbaragemeinde in Röhlinghausen. In: Sakralgebäude und religiöse Kunst in Wanne-Eickel und Herne. Der Emscherbrücher 2000, S. 53 - 56

Hinweise zur Verehrung der heiligen Barbara:
Eine umfangreiche Sammlung von Barbaradarstellungen befindet sich im Deutschen Bergbau-Museum in Bochum; empfehlenswert ist außerdem die Ausstellung im Kunstschacht Zollverein, Thomas Rother, Zeche Zollverein Schacht 1/2/8, Bullmannaue 21, Tel.: 0201-304881. Alfred -Ulrich Lindemann hat seine Sammlung von Bildern der hl. Barbara ins Internet gestellt: www.alfred-ulrich-lindemann.de.
Nemitz, Rolfroderich und Thierse, Dieter: St. Barbara. Weg einer Heiligen durch die Zeit. Essen 1995

Auskünfte erteilt das Pfarrbüro: Hofstraße 1, 44651 Herne, Tel.: 02325-3 24 81

Verfasser:
Manuel Glowacki, GOST 11 A, 2006
Alam Oduncu, GOST 11A, 2006

 

 

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